Praxis für Jin Shin Jyutsu
                      Physio-PhilosophieAtem-Bewusst-Sein
                                   Schwerpunkt: Begleitung in Krisen- und Übergangssituationen

Sybille Gisa

 

Atem-Bewusst-Sein

Atem ist so vielschichtig wie das Leben selbst, Atem und Leben sind innig miteinander verwoben. Das physische Leben beginnt mit dem ersten Atemzug und endet mit dem letzten Ausatem. Die Bezeichnungen Prana, Ruach, Odem, Ki/Qi  usw. verweisen darauf, dass Atem eine physische und eine spirituelle Dimension hat. Diese enge Beziehung von Atem – Leben – Geist wird auch darin deutlich, dass viele Wege zur spirituellen und persönlichen Entwicklung auf unterschiedliche Weise mit dem Atem arbeiten (z. B. Prana-Yoga, holotropes Atmen nach Grof).

Wird der unbewusste Atemfluss ins Bewusstsein gehoben, ohne dass dabei eine willentliche Veränderung des Atems geschieht, so übernimmt der Atem selbst die Führung über den einsetzenden Entfaltungsprozess. Das momentane Kommen, Gehen und Ruhen es Atems wird bewusst begleitet. Jeder Atemzug bedeutet Wandlung, Veränderung, die durch meine achtsame Hinwendung verstärkt und erkennbar wird. Mit jedem Einatem erneuert sich der Mensch in seiner Tiefe, mit dem Ausatem verbinden sich Ausdruck und Gestaltungskraft, in der Atemruhe geschieht heilsame Integration, begegne ich für einen Moment dem Göttlich-Unendlichen in mir. Der Atem ist also Mittler zwischen geistiger und physischer Welt. Zudem reagiert er als feiner Seismograph auf alles, was von außen kommt oder im Inneren aufsteigt (Gedanken, Gefühle, innere Bilder etc.).

Der frei zugelassene Atem als Weg der Selbst-Bewusst-Werdung bringt in Kontakt mit den ureigenen Kräften, verbindet das Un- bzw. Vorbewusste mit dem Selbst-Bewussten und führt damit in ein bewusstes Sein.

Im Kleingruppenkontext „am Atem“ zu arbeiten bedeutet, der Wirkung einer Bewegungsübung oder eines Stimmklangs auf den eigenen Atem nachzuspüren, zu erleben, wie Atemrhythmus und Bewegungsrhythmus von selbst zueinander finden. So wirkt der Atem in mir zentrierend, klärend und gleichzeitig verbindend zum Ganzen. Mit sich verfeinernder Wahrnehmung kann der Atem als die Kraft erlebt werden, die Bewegungen ganz aus dem Innersten entstehen lässt, als direkter Ausdruck der lebendigen Urkraft.

 

Atmen

Erfahrbar atmen heißt

 

Ø  Den eigenen Atem bewusst begleiten im Kommen, im Gehen, in der Ruhe

Ø  Immer wieder nach innen lauschend das eigene unendliche Universum mit Hilfe des freien Atems entdecken

Ø  Aus der eigenen Lebensgeschichte heraus entstandene Stressmuster liebevoll wahrnehmen und durch wachsende Achtsamkeit sich selbst und dem Atem gegenüber allmählich wandeln

Ø  Im Kleingruppenkontext durch Bewegungen im Sitzen, Stehen, Liegen und durch Arbeit mit der Stimme den Zugang zum eigenen Atem entfalten

Ø  Während einer Einzelbehandlung von ca 60 Minuten Dauer zumeist im Liegen durch die unterstützenden Hände der Behandlerin in wahrnehmenden Kontakt mit dem eigenen Atem kommen

Ø  Das Körperliche, Geistige und Seelische wieder in Ein-klang bringen